Zivildienst 2016

Zivildienst 01

2016 Potchefstroom – Jonas Arens macht Zivildienst in Südafrika

 

Englisch ist die Lingua Franca

 

Von den Anfängen bis zur Umsetzung

Ich treffe mich mit Jonas Arens, einem 25- jährigen Lehramtsstudenten, der gerade sein bilinguales Fachpraktikum am Lessing-Gymnasium absolviert hat. Er erzählt mir über seinen Zivildienst, den er in einem Kinderheim in Potchefstroom (in der Nähe von Johannesburg), Südafrika, vollzogen hat.

Er zeigt mir einige Bilder aus dieser Zeit und erzählt ein wenig darüber: Nachdem er 2009 sein Abitur gemacht hat, musste er in den Zivildienst. Zur Auswahl standen die Bundeswehr, der Bundesfreiwilligendienst und der Zivildienst, für den sich Jonas entschied. In dem Verein „Deutsch-Südafrikanisches Jugendwerk e.V.“ fand er einen vertrauensvollen Ansprechpartner, der mit ihm zusammen die Organisation seines bevorstehenden Zivildienstes durchging. Er erzählt mir, dass es mehrere Vorbereitungstreffen gab, die circa 6-10 Tage betrugen. Die Kosten für diese Seminare wurden, ebenso wie die Flüge von dem Entwicklungsministerium (BMZ), sowie dem Verein selbst übernommen. Damit dieser aber nicht auf diesen Kosten sitzen bleibt, wurde Jonas angeregt maximal 1800 Euro aus Förderkreisen mitzubringen. Diese Summe sammelte er, indem er zum Beispiel auf einer Hochzeit eine Rede hielt oder indem er Verwandte überzeugte ihn zu fördern. Wichtig bei der Auswahl seines Projektes war die englische Sprache. So kam es, dass er sich für ein Projekt in einem Kinderheim in der Nähe von Johannesburg entschied, zu dem er dann im August 2009 aufbrach. Nachdem er in Südafrika angekommen war, gab es zunächst ein dreitägiges „On-Arrival-Seminar“ um sich einzugewöhnen und um sich zu klimatisieren. Im Heim angekommen wurden er und die anderen freiwilligen Helfer durch ein Begrüßungskomitee von Kindern empfangen, die ihnen gleich beim Tragen der Koffer helfen wollten.

Das Kinderheim

Das Gelände des Kinderheims war riesig, berichtet er mir. Es gab neun Häuser: fünf Mädchen Häuser und vier Häuser, in denen Jungen im Alter von 6-18 Jahren wohnten. Auch Jonas wohnte in einem der Jungen-Häuser und hatte ein eigenes Zimmer, in dem sich ein Schreibtisch, ein Stuhl und ein schmales Bett befanden. Er fing nach und nach an Bilder von zuhause aufzuhängen.

Ein typischer Arbeitstag

Ein typischer Arbeitstag sah wie folgt aus: Alle zwei Wochen stand er gemeinsam mit den Kindern um 5:30 Uhr auf und schickte sie zuerst zum Zähneputzen. Dann verteilte er Dienste wie Tische decken und das Essen darauf stellen. Danach wurden die Betten gespannt. Alles hatte eine strikte Ordnung, damit die Kinder einen geregelten Tagesablauf kennenlernen und drei Mahlzeiten zu geregelten Zeiten einnehmen konnten. Um 7 Uhr morgens kamen dann die Schulbusse und fuhren sie in die Schule. Nach AGs mussten die Helfer dann teilweise zur Schule fahren und die Kinder abholen, damit sie nicht ewig in der Schule warten mussten, erzählt mir Jonas. Untereinander verständigten sich Jonas und die Mitarbeiter des Kinderheims auf Englisch. Die Mitarbeiter unter sich unterhielten sich allerdings in Setswana. Die Hauptverkehrssprache in der Region war jedoch Afrikaans. Jonas beschreibt es als „sehr vereinfachtes Holländisch“ und lacht. Manchmal gab es kleine Verständnisprobleme, da die Südafrikaner einige Wörter aus ihrer Amtssprache übernommen hatten, die Jonas nicht kannte. Doch auch diese kleineren Probleme konnten durch einfaches Nachfragen gelöst werden.

„Manchmal denkt man darüber nach“

Auf die Frage, ob die Geschichten, die die Kinder im Heim erzählten, ihn mitgenommen hätten antwortet er, dass es ihn schon ein Stück weit belastet habe die Armut zu sehen und dass man über manche Geschichten schon nachdenkt. Er erzählt mir von einem Jungen, der HIV positiv war und der Hörgeräte tragen musste. Dieser wurde in der Schule von seinen Mitschülern gehänselt und ihm wurden von ihnen seine Hörgeräte entwendet. „Man kann nur zuhören und trösten und versuchen die gemeinsame Zeit so schön wie möglich zu machen“, erklärt er. Er bedauert, dass es dort keine Psychologen gibt, mit denen die Kinder reden können und denen sie sich anvertrauen können.

Verändert der Zivildienst?

Der Zivildienst hat Jonas dazu gebracht, sich offener gegenüber anderen Menschen zu zeigen und er ist lockerer geworden. Als er mir erzählt, dass seine Eltern gemeint hätten, er hätte nach seiner Rückkehr immer gelacht und dass er allgemein fröhlicher gewesen sei, lächelt er. Die Zeit in Südafrika hat seinen beruflichen Werdegang beeinträchtigt, sodass er nach seiner Rückkehr sein Jura-Studium abgebrochen und mit dem Lehramtsstudium begonnen hat. Es gehe ihm nicht darum viel Geld zu verdienen, sondern darum, dass das, was er macht, Sinn ergeben soll.

Wem empfiehlst Du den Zivildienst?

Jeder, der an dem Zivildienst interessiert ist, soll sich mal bei verschiedenen Organisationen umschauen und dann abwägen, ob das wirklich etwas für einen ist.

Text: Jule Hoffmann Fotos: Jonas Arens