
July H., 8d
Am Morgen sind wir zu sechst zum Zentrum für Lehrer*innenbildung in Köln (kurz ZfL) gefahren.
Nachdem wir dort kurz nochmal in das Thema des Buches „Godland” eingeführt wurden, ging es auch schon mit der ersten Workshopphase los.
Ziel war es hierbei, bessere Geschichten zu schreiben. Grundlage war das Stephen King Zitat: „Schreiben ist Telepathie“. Wir sollten eine Person also so beschreiben, dass jeder ein genaues Bild im Kopf hat, wie diese aussehen soll. Währenddessen haben wir Tipps vom Autor –Martin Schäuble– bekommen, wenn wir mal nicht weiterwussten.
Hier ein Auszug meiner Geschichte:
Vor mir steht ein Mann, gut zwei Köpfe größer als ich, der grinsend zu mir runter schaut. „Wohin denn so eilig?” fragt er mich, während dabei seine erstaunlich weißen Zähne hervorblitzen. […] Ich schaue hoch zu ihm. Seine damals noch braunen Haare durchzogen mittlerweile graue Strähnen und er hatte eine sichelmondförmige Narbe auf seiner rechten Wange. Seine beinahe schwarzen Augen blitzen, doch die Emotion dahinter kann ich nicht deuten. Sein Schutzanzug liegt eng an und hebt seine Muskeln hervor […]. ”
Nach dieser intensiven ersten Arbeitszeit, in der wir uns unsere Ergebnisse noch gegenseitig vorgestellt und Mittel gesammelt haben, mit denen man eine gute Geschichte schreiben kann, haben wir uns bei einer kurzen Pause gestärkt, bevor es in die nächste Workshopphase ging.
Diesmal war es unser Auftrag, einen Dialog zu schreiben, in dem die beteiligten Figuren eine Diskussion führen.
In der nächsten Pause wurden wir vom ZfL mit vielen leckeren Sachen wie zum Beispiel Falafeln und Keksen versorgt, was uns neue Energie und Konzentration für die letzte Einheit gab.
Hierbei haben wir ein Gedicht geschrieben, in dem es darum geht, ob wir Godline¹ gehen würden oder nicht.
Godline – Nein
Ich lade mich nicht hoch
Alles virtuell und doof,
Alle Gedanken kontrolliert,
Ein System, das nicht funktioniert
Und Zeit in der man sich verliert.
Freunde, die man gar nicht will,
Das Wetter hier – so gar nicht still
Viel lieber wär’ ich hier und echt,
Denn durch meine Freunde ist mir vieles recht.
Zum Abschluss wurden unsere Fragen an den Autor beantwortet und wir haben uns die gesammelten Ergebnisse angeschaut. Herr Schäuble signierte noch Bücher signiert und wir machten Fotos, bevor wir dann zusammen nach Hause gefahren sind.
Der Tag war sehr erlebnisreich und ich würde dieses Programm nur weiterempfehlen.
Es hat wirklich Spaß gemacht und man musste nicht zur Schule 😉.
Für alle Leute, die gern lesen, etwas Kreatives schreiben oder einfach etwas Neues ausprobieren wollen, ist das eine großartige Chance. Danke, dass wir mitmachen durften.
¹ Godline gehen = sich in eine scheinbar perfekte, virtuelle Welt hochladen lassen, in die man nach 20 Jahren Arbeitszeit hindarf. Jedoch stellt sich im Laufe des Buches heraus, dass diese Welt doch mehr Macken hat, als öffentlich gesagt wird.
Hannah P., 9b
Du willst Godland endgültig löschen. Bist du sicher – Exklusive Lesung mit dem Autor Martin Schäuble
Ein Workshop, initiiert von der Organisation Lesepunkte in Zusammenarbeit mit dem Zentrum für Lehrerbildung, bot die Möglichkeit, einen Einblick in das Lebens des Autors Martin Schäuble zu erhalten und uns mit einem von ihm jüngst verfassten Jugendroman, der den Titel Godland trägt, auseinanderzusetzen.
Godland befasst sich mit den Themen: Freundschaft, Selbstüberwindung, künstlicher Intelligenz und Verrat.
Der Science-Fiction-Abendeuterroman, spielt in einer dystopischen Szenerie zu einer Zeit nach den Klimakriegen. Es wurden Server entwickelt, auf die sich die reichen Menschen hochladen konnten, sobald klar war, dass die Ressourcen der Erde nun begrenzt waren und ein luxuriöses Leben nicht mehr ermöglicht werden konnte. Dieser Server trägt den Namen Godland und wird von der Antagonistin „Godmother“ gesteuert.
Die 15-jährige, analoge Yolanda arbeitet auf einer Serverinsel auf dem Meer mit, wo unter anderem auch ihr Vater und ihre zwei besten Freunden Tian und Silver leben. Auf diesen Serverinseln sorgen die „Analogen“ dafür, dass Godland erhalten bleibt. Ihr Bestreben: irgendwann selbst „Godline zu gehen“. Doch stellt sich im Verlauf heraus, dass nicht alles ist, wie es scheint.
Der Workshop zum kreativen Schreiben wurde am Vortag mit einer mehrstündigen Lesung und Diskussion eingeleitet, bei der der Autor Martin Schäuble auf Grundlage des Buches über seine Inspiration und Gedanken sprach und unsere Fragen bezüglich seines Werkes beantwortete.
Am Anfang des Vortrags stellte sich Martin Schäuble vor und sprach über die Entstehung. Es folgten Nachfragen des WDR-Moderators Ulrich Noller bezüglich der Wahl seiner Hauptcharaktere und anderen themenbezogenen Auffälligkeiten, wie die Umsetzung des Hochladungsprozesses im Buch.
Als wir an der Reihe waren Fragen zu stellen, kamen schon die ersten Kerndiskussionspunkte auf. So rettet Yolanda im Verlauf des Buches einen Nebencharakter vor dem Ertrinken. Der Autor selbst war unschlüssig, ob er diese Stelle genauso beibehalten möchte, doch nachdem viele Schülerinnen andeuteten, dass es stimmiger sei, wenn es Beststandteil bliebe, entschied er sich, der Meinung der Leser*innen zu folgen. Besonders hat mir hieran gefallen, dass der Autor etwas auf die Meinung seiner Leser*innen gab und sich auch bei Logikfragen und Kritik konstruktiv mit diesen auseinandersetzte. So gab er ebenfalls zu, selbst nicht alles über sein Buch zu wissen und die freie Interpretation seiner Motive zuzulassen.
Die größte Debatte des Abends wurde durch eine ethische Frage angestoßen. Diese befasst sich mit dem moralischen Verständnis von „richtig“ und „falsch“, als Yolanda gegen Ende des Buches Godland abschaltet und somit das Bewusstsein der Menschen, die auf diesen Server hochgeladen wurden, auslöscht. Hierzu gab es unterschiedliche Standpunkte, die ohne Hemmungen geteilt und sinnvoll auf Basis des Buches begründet und diskutiert wurden.
Vor allem da ich persönlich anfänglich einiges an der Story zu kritisieren hatte, war die öffentliche Diskussion insofern bereichernd, als dass ich den Gedankengang des Autors und somit die Entscheidungen, die die Gestaltung seines Buches betreffen, jetzt besser nachvollziehen kann.
Ebenfalls als gut empfand ich die von einer KI erstellten Bilder, die uns der Autor auf einem großen Monitor präsentierte. Diese zeigten Szenen und Charaktere des Buches. Die Umsetzung mit Hilfe von künstlicher Intelligenz war nicht nur um der Veranschaulichung halber gewählt worden, sondern auch, weil der Bezug zum Charakter der künstlichen Intelligenz „Godmother“ dadurch deutlicher wurde.
Hier möchte ich vor allem hervorheben, dass der Autor ein differenziertes Bild von künstlicher Intelligenz deutlich gemacht hat, indem er auch auf die Stereotype eingegangen ist, die die künstliche Bildgenerierung noch nicht überwunden hat.
Des Weiteren zeigte uns der Autor Pläne der Serverinseln, die er in Zusammenarbeit mit Grafikern und durch das aktive Besuchen sämtlicher Schiffsmuseen, entwickelt hatte. Dort wurde uns sehr gut visualisiert, wie die einzelnen Kabinen verteilt waren und das gesamte Konstrukt sinnvoll stabilisiert wurde.
Insgesamt war der Vortrag sehr spannend und es war interessant, sich zusammen mit dem Autor und Schüler*innen anderer Schulen über Godland auseinandersetzen zu können. Es gab ein kleines Buffett, an dem es an Essen und Trinken nicht zu knapp wurde, und die Atmosphäre war angenehm.
An dieser Stelle möchten wir, die wir an Workshop und Vorlesung teilnahmen, uns herzlich bei unserer Lehrerin Frau Muth bedanken, die uns die Möglichkeit geboten hat, einen Blick in die Welt eines Autors und seines Werkes zu erhalten.
Organisation und Durchführung: Kerstin Muth und Theresa Mahlberg