Bundes- und Landeswettbewerb Philosophischer Essay 2018

 

Celina Cuevas und Kira Ama Schneider, zwei Schülerinnen aus der EF, haben sich erfolgreich am 20. Bundes- und Landeswettbewerb „Philosophischer Essay“ des Jahres 2018 beteiligt.

Die Bezirksregierung Köln hat ihnen Urkunden ausgestellt, in denen „die interessante und engagierte Arbeit“ der beiden hervorgehoben wurde. Das ist eine besondere Ehre; denn nur Verfasser, die überdurchschnittliche Leistungen zeigen, werden mit einer Urkunde ausgezeichnet. Wir gratulieren und freuen uns über den Erfolg!

Im Folgenden könnt Ihr die beiden Texte nachlesen und Euch eigene Gedanken zu den Themen machen.

Klaus Thomalla

 

Celina Cuevas: Führt Wissen zu Macht?

Führt Wissen zur Macht? Diese Problemfrage wird im folgenden Essay analysiert, ebenso wie die unterschiedlichen Positionen dargestellt und bewertet werden.

Wissen bedeutet, eigene Erfahrungen zu interpretieren und Mitteilungen zu erlangen, sodass man zuverlässige Aussagen über jemanden oder etwas treffen kann. Macht ist die Fähigkeit, andere zum Gehorsam zu zwingen, wodurch man Einfluss auf jemanden oder etwas hat. Um diese Definitionen auf die Frage zurückzuführen, besagt diese also, dass man durch die Interpretation eigener Erfahrungen und das Erlangen von zuverlässigen Informationen eines Wissenden die Macht erhält, Einfluss über andere oder etwas zu haben.

Francis Bacon, ein englischer Philosoph, behauptete im Jahr 1598, dass Wissen Macht sei; im Jahr 1620 führte er dies weiter mit dem Zitat: „Wissen und Macht des Menschen fallen zusammen, weil Unkenntnis über deren Wirkung täuscht.“ – Dies bedeutet, dass Bacon der Meinung war, dass Wissen und Macht zusammengehören. Wer dies nicht glaubt, hat keine Kenntnisse über Macht und Wissen und ist sich über deren Wirkung im Unklaren.

1872 übernahm Wilhelm Liebknecht, ein deutscher Politiker und Gründer der SPD, diese Sichtweise in einem Vortrag, in dem er sagte: „Wissen ist Macht – Macht ist Wissen.“ Somit ist er ebenfalls ein Vertreter von Bacons Sichtweise.

Zusammengefasst, ist dies die Position, dass Wissen zu Macht führt, da dies Eigenschaften sind, welche miteinander verknüpft sind. Das heißt, dass Wissende Macht bekommen können und die Unwissenden sich über deren Bedeutung im Unklaren sind und somit nicht in der Lage sind, Macht zu erlangen. Da diese Position behauptet, dass alle Wissenden Macht erlangen, muss ich dieser jedoch widersprechen; denn man muss sein Wissen klug benutzen, um auf dem Weg zur Macht nicht zu scheitern.

Es gibt drei Arten von Wissenden. Die ersten sind jene, die nach Macht streben, dabei jedoch ihr vernünftiges Wissen durch angeblich besseres ersetzen und dies unklug gebrauchen. Sie bleiben Wissende, doch welche, die sich nicht im Klaren sind, wie man das Wissen sinnvoll verwendet. Ein Beispiel aus der Schule belegt dies. Ein Schüler möchte Ansehen in der Schule gewinnen. Er wendet sich von seinen Freunden ab und schließt sich der Schülergruppe an, welche „die Coolen“ genannt wird. Der Schüler denkt, dass er wegen des angeblichen Wissens, welches ihn zu seiner Entscheidung geführt hat, nun ein höheres Ansehen genießen kann, das ihn zur Macht führt. In diesem Fall ist ihm nicht gelungen, Wissen und Vernunft zu kombinieren, sodass sein Wissen im Zusammenhang mit der Moral unbrauchbar ist. Er ist zwar zur Macht gelangt, jedoch hat er damit andere verletzt und sich selbst von einem wichtigen Teil seines Lebens abgewandt, nämlich von seinen Freunden. Trotzdem kann ihn diese Situation zu brauchbarem Wissen führen, indem er später sein Handeln interpretiert und verbessert.

Die zweite Art von Wissenden sind diejenigen, welche denken, wissend zu sein, jedoch ihre Erfahrungen in der Vergangenheit falsch interpretiert haben und somit im Besitz von unbrauchbarem und falschem Wissen sind. Wenn man dies wieder auf einen Schüler bezieht, kann man folgendes Beispiel nennen: Ein Schüler, welcher nach Macht strebt, denkt, dass, wenn er unbeliebte Schüler beleidigt und Drogen zu sich nimmt, er fortan zu den „Coolen“ gehört und durch diese Ansehen und Macht erlangt. Jedoch war dies unkorrektes Wissen. Die Folge von dessen Gebrauch ist, dass er nun das Gegenteil seines Wunsches erhält und niemand mehr mit ihm spricht.

Die letzte Art von Wissenden sind jene, welche ihr Wissen klug verwenden und anschließend Macht erlangen. Auch für diese Art ein Beispiel eines Schülers: Im Wissen über die Moral der Menschen behandelt ein Schüler jeden freundlich und aktiviert sich in mehreren Schülergruppen. Durch diesen richtigen Gebrauch des Wissens erlangt er Ansehen und Macht in der Schule.

Jedoch muss bedacht werden, dass, wenn man auf dem Weg zur Macht jemandem begegnet, der schon mächtig ist, auch ein Wissender, welcher das Wissen eigentlich klug gebraucht, keinen Einfluss über die Person bekommt, da diese in einem höheren Stadium der Macht ist. „Höheres Stadium“ heißt, dass, wenn einem ein höheres Wissen gelehrt wurde, man zu höherer Macht gelangt. Ein Beispiel aus dem Alltag. Ein Schüler genießt Ansehen in der Schule, somit auch Macht. Kommt er allerdings nach Hause, haben seine Eltern größere Macht über ihn als er über sie. Alle Art von Wissenden zusammengefasst, kann also nicht jeder Wissende Macht erlangen.

Die andere Position ist folgende: Nicht nur Wissen führt zur Macht, sondern auch ein Unwissender kann Macht erlangen. Das hieße, dass jeder die gleiche Möglichkeit hat, an Macht zu kommen, und Wissen nicht die Grundlage für den Weg dorthin ist. Dieser Sichtweise stimme ich jedoch auch nicht zu, da Unwissende eine Gruppe von Menschen sind, welche nicht ausreichend Erfahrungen und Information gesammelt haben, um sich über den Sinn der Macht und des Wissens im Klaren zu sein. Das heißt, dass ein solcher Mensch nicht nach Macht streben kann, da man nur nach jemandem oder etwas strebt, wenn dies für einen selbst als sinnvoll und erstrebenswert erscheint.

Alles in allem ist meine Antwort auf die Frage, ob Wissen zu Macht führen kann, zustimmend, jedoch nur wenn jene, die wissend sind, es sinnvoll und vernünftig gebrauchen können.

 

Kira Ama Schneider: „Man weicht der Welt nicht sicherer aus, als durch die Kunst, und man verknüpft sich nicht sicherer mit ihr als durch die Kunst“ – Ein philosophischer Essay

 

Mit vorliegendem Zitat stellt Goethe die Kunst einmal als Fenster zur realen Welt und einmal als Fenster in die fiktive Welt dar.

Viele, vor allem moderne Künstler, nutzen die Kunst, um ihre Ansicht der Welt darzustellen. Sie reflektieren, was sie sehen und versuchen, es für Umstehende anschaulich darzustellen. Viele Künstler wollen damit die Welt verständlicher machen. Dies geschieht durch Metaphern oder auch direkt. Hierbei ist auch die Interpretationsweise der Konsumenten von wichtiger Bedeutung. Diese sollten in der Lage sein, den Zusammenhang, den der Künstler anspricht, zu erkennen und auf sich zu beziehen. Gerade in der Musik arbeiten viele Künstler darauf hin, Probleme in unserer Gesellschaft anzusprechen und auf diese aufmerksam zu machen. Auf diese Weise kann Kunst, die sich auf unsere Welt bezieht und die Konsumenten auch in unserer Welt halten will, auch manipulativ genutzt werden.

Zwar kann man den Hang zur Realität und Wahrheit in Frage stellen, bei gewissen Werken, vor allem dann, wenn eine Person oder Situation besser beziehungsweise schlechter geredet wird. Propaganda stellt diesen Zusammenhang zwischen einem realen Sachverhalt und fiktiven Charakteristiken her.

Um noch einmal zur Musik zurückzukehren: Viele Künstler nutzen die Musik, um Situationen anzusprechen, welche gesellschaftlich nicht gerne besprochen werden. Hier können gewisse Verknüpfungen zwischen Hörer und Werk entstehen. Der Hörer kann das Lied benutzen, um seine Gedanken und Gefühle in Worte zu fassen oder um sich daran zu erinnern, dass es diese Themen gibt, die im Alltag gerne untergehen: Probleme, die man gerne mal ausblendet. Genau hier ist diese Verknüpfung zur Welt besonders stark.

Bildlich lässt sich die gleiche Wirkung erzielen, nur dass hierbei die Interpretationen unterschiedlicher ausfallen könnten, da Worte direkter und eindeutiger sind als Bilder. Die Fotografie ist auch ein Weg, Menschen, Orte und Situationen näherzubringen, die sie vielleicht selber nicht erleben können. Es geht darum, die Sehnsucht danach zu vermitteln, dass es noch viel mehr gibt als die Ortschaft vor der eigenen Haustür.

Gleichermaßen kann Kunst auch einen Ausweg aus der realen Welt schaffen. Kunst ermöglicht es dem Künstler, etwas zu erschaffen, was in dieser Welt nicht möglich wäre und über die physikalischen Grenzen hinauszugehen. Das Einzige, was Kunst eingrenzt, ist das Können des Künstlers. Durch diese Werke, die die Realität verlassen, wird den Konsumenten angeboten, die reale, ihnen bekannte Welt hinter sich zu lassen und sich auf die Fiktionalität einer anderen einzulassen.

Dennoch ist auch oft hier noch ein minimaler Hang zur Realität beständig, einfach, da der Mensch mit dem arbeitet, was er kennt, und es schwerfallen würde, sich einen Sachverhalt vorzustellen, der in dieser Welt unmöglich wäre. Oftmals ist dies auch etwas, was die fiktionale Kunst bezweckt. Sie stellt einen Sachverhalt dar, der einen fiktiven Lösungsweg hat, welcher sich dennoch in Ansätzen auf diese Welt anwenden lässt. Vielleicht stellt sie sogar eine neue Perspektive auf diese Welt dar, indem sie eine andere benutzt. Damit bietet die Kunst Raum, sich selbst zu reflektieren. Anders als die reelle Kunst lässt sich diese Fiktionalität nur schwer benutzen, um jemanden zu manipulieren, denn einigen könnte der gewisse Bezug auf unsere Welt fehlen.

Friedrich Dürrenmatt erläutert in seinem Werk „Theaterprobleme“, dass ein Werk, welches gestaltend ist und die Welt um uns herum fiktionalisiert, eher dazu einlädt, sich in diese hineinzuversetzen, während ein Werk, welches sehr realitätsnah bleibt, einen eher auf Distanz hält und einem mehr einen Überblick über die Welt bietet. Es fällt einem einfacher, sich in die Gedanken und Gefühle einer fiktiven Persönlichkeit hineinzuversetzen, da man einen näheren Einblick auf diese erhält. Allerdings kann man bei einer realen Person auch gut nachvollziehen, unter welchen Bedingungen diese lebt und handelt, da man unter denselben zeitlichen Umständen lebt.

In Bezug auf das Zitat ist der Kunst kein Widerspruch eingeschrieben, wie es anfangs scheinen mag, sondern zunächst entscheidet der Künstler, in welche Richtung seine Kunst wirken soll. Danach ist es dem Konsumenten belassen, ob dieser nun diese Form akzeptiert oder sie anders nutzt. Also kann es immer wieder zu Komplikationen zwischen Künstler und Konsumenten kommen.

Ich schließe mich dem Zitat an. Es gibt nichts, was die Welt besser darstellt und besser erklärt als die Kunst. Genauso gibt es nichts, was mehr dazu einlädt, sich in eine andere Welt zu begeben und sich mit anderen Geschehnissen zu befassen. Ebenfalls bin ich der Meinung, dass die Kunst genau aus diesen Gründen einer der wichtigsten Bestandteile des Lebens ist. Kunst definiert nicht nur einen großen kulturellen Teil, sondern jeder braucht auch einen Zufluchtsort, um der Welt auszuweichen, und jeder muss auch sehen, wie es anderswo auf der Welt aussieht. Und keiner sollte jemals die Themen vergessen, die in der Gesellschaft untergehen.