Wann sind normative Urteile Gift für einen freien Diskurs?

„Das ist dumm, populistisch, ideologisch…“ – Wann sind normative Urteile Gift für einen freien Diskurs?

Dies war das Thema, über welches die Uni-Köln am 25.11.2024 ein „Kontrovers“ führte, das überwiegend aus einem Vortrag von Dr. Christiane Turza und der Antwort des Respondenten Andreas Müller bestand.

In Begleitung unseres PPL-Lehrers Manuel Becker, der unserem Kurs die Möglichkeit eines Besuches an der Uni Köln bot, haben einige Schüler/-innen aus der Jahrgangsstufe 9 dieses Angebot wahrgenommen.

Das „Kontrovers“ begann mit einer kleinen Einführung von einem der Veranstalter, in dem er auf weitere Termine aufmerksam machte, an denen es Diskussionsrunden zu anderen Themen geben sollte. Alle geplanten Themen werden im Rahmen der „Redefreiheit-Aktion“ in den Hörsälen der Uni Köln abgehalten.

Die Kernaussagen, die Dr. Christiane Turza vortrug, bezogen sich vor allem auf den Aspekt, dass normative Urteile (Urteile abhängig von gesamtgesellschaftlichen Sichtweisen oder Absprachen) an sich wichtig für einen freien Diskurs sind. Die Vortragende bezog sich unter anderem auf eine Verwirklichungsnorm, in der es zwar gut ist, etwas zum Diskurs beizutragen; doch, dass zum Beispiel eine egoistisch oder manipulativ handelnde Person die Verwirklichungsnorm verletzen-, sie aber ebenfalls zufällig unterstützen könnte. Um also den Diskursbeitrag werten zu können, müsse man sich stärker auf die Absichten des Sprechenden fokussieren, damit es nicht zu einem Missbrauch der Norm komme. Die Referentin schloss ihren Vortag mit dem Vorschlag eines sinnbildlichen „Gegengiftes“, um die Probleme des freien Diskurses zu diagnostizieren und zu lösen. In diesem Vorschlag schilderte sie, dass Kritik an Diskursbeiträgen aus einer diskursiven Haltung heraus erfolgen muss, um das Ziel der „kollektiven Wahrheitssuche“, zu erreichen, wofür der Diskurs notwendig ist. Sie ist der Überzeugung, dass es dafür normative Urteile braucht, um nicht nur den Diskurs zu leiten, sondern ihn auch qualitativ zu fördern.

Darauf antwortete der Respondent mit einigen Nachfragen und dem Ansatz, dass es auch ohne normative Urteile möglich sei, einen konstruktiven, freien Diskurs zu führen, und, dass es schwierig sei, zu sagen, dass jener, welcher normative Urteile fällt, wohlwollend ist. Der Respondent machte einen Gegenvorschlag, indem er es für besser hielt, normative Urteile vorerst zu hinterfragen und individuell zu bestimmen und diese auf den Diskurs anzupassen, so lange dies überhaupt notwendig sei.

Im Nachfolgenden entwickelte sich ein differenzierter Diskurs zwischen den beiden Referenten. Dieser schien mir im generellen inhaltlich etwas unklar, da ich das Gefühl hatte, die beiden redeten ein wenig aneinander vorbei und gingen nur schemenhaft auf die Punkte des jeweils anderen ein, um letztendlich die eigene Position zu verteidigen. Natürlich konnte man sich in dieser Situation nicht sehr gut vorbereiten und hatte auch nicht viel Zeit, um die Kritik oder Nachfrage der anderen Person richtig zu verstehen, aber das hätte man meiner Meinung nach bei der Wahl des Formates beachten müssen.

Die Vortragende und der Respondent gingen außerdem auch auf das Thema der US-Wahl ein und benutzen dieses Beispiel, um ihre Argumente zu stützen. Dies wiederum führte in der eröffneten Diskussion, die die Personen im Hörsaal nun mit einbezog, zu weiteren Debatten und Nachfragen.

Mir haben der Vortrag und die Antwort des Respondenten gut gefallen. Die Erfahrung war bereichernd und auch die Beiträge aus der eröffneten Diskussion, waren sehr interessant, da sie teilweise Dinge ansprachen, die für mich auch wichtig zu klären waren. In dem Hörsaal waren generell auch viele junge Leute und Schulklassen, so dass die Bedeutung des Themas viele Ohren gefunden hat, die anschließend zum Weiterdenken angeregt wurden.

Text von Hanna Pflüger, 9b

Organisation: Manuel Becker